Bild Inken Weiand

Hundsurlaub

Carla Benara

Buch-Cover Hundsurlaub

Erscheinungs­termin Sommer 2012.

Hundsurlaub

Personal Novel

Die Bücher, die Personal Novel veröffentlicht, sind etwas ganz Besonderes: Die Protagonisten mit Namen und oft auch weiteren Eigenschaften sind variabel einsetzbar. Eine originelle Geschenkidee, die auf der Feier einiges hermacht …

Der Protagonist dieses Buchs ist ein Hund, aus dessen Sicht die Geschichte auch erzählt wird.

Eines Tages liegt sein Herrchen auf dem Sofa und erklärt, er sei urlaubsreif. Damit nimmt die Geschichte ihren Lauf, in deren Verlauf sich die menschlichen Familienangehörigen immer seltsamer benehmen, mit nicht fertig gebauten Hotels, verloren gegangenen Schlüsseln und geknackten Autos.

Da ist es nur gut, dass die Menschen ihren Hund dabeihaben, der sie bei der Strandolympiade unterstützt oder auch schon einmal Detektiv spielt.

Eine turbulente Urlaubsgeschichte für die ganze Familie.

Leseprobe

Nun griff Gisela ein. „Ist ja gut, Peter. Den beiden tut es bestimmt leid, dass du Ärger mit deinem Chef bekommen hast. Und Urlaub können wir alle gebrauchen. Lass uns lieber überlegen, wohin wir fahren wollen!”

Und dann ging es zu, wie es bei uns immer zugeht. Peter erklärte, man müsse systematisch nachdenken. Simon verzog das Gesicht, aber Peter fuhr schon fort: „Wenn man systematisch nachdenkt, kommt man auf drei vernünftige Lösungen, wovon es gilt, eine auszuwählen.”

„Und die wären?” Annika gähnte.

„Entweder fahren wir in die deutschen Alpen. Oder wir fahren in die österreichischen Alpen. Oder wir fahren in die Schweizer Alpen.”

„Und warum ziehst du die französischen Alpen nicht in Betracht?”, warf Gisela ein, und ich meinte, einen gewissen ironischen Unterton zu bemerken.

„Nun, um ehrlich zu sein, habe ich die vergessen”, gab Peter zu. „Also gibt es eventuell sogar noch die vierte Möglichkeit, in die französischen Alpen zu fahren.”

Gisela schwieg. Simon schwieg. Annika jedoch erklärte: „Also, du willst uns wieder voll manipulieren. Erstens gibt es noch Dutzende von anderen Möglichkeiten. Und zweitens will ich nicht in die Berge. In den Bergen ist einfach nichts los.”

Simon pflichtete ihr bei. Gisela sah von einem zum anderen und sagte nichts. Peter erwiderte, in den Bergen sei sehr wohl etwas los, man könne wandern und Sport machen und so, und immer hätten alle etwas zu meckern, und keiner halte zu ihm, und er bezahle schließlich das Ganze.

Simon wollte wissen, wo man in den Alpen Bungee-Jumping machen könne, und Peter wusste es nicht, aber Gisela erklärte, Bungee-Jumping könne er sich ohnehin abschminken, weil sie es einfach nicht erlaube. Und dann fragte sie, wohin Simon denn fahren wolle.

Simon kratzte sich am Kopf und wusste es nicht und murmelte, dass er mal seine Kumpels fragen würde, wohin die so fuhren.

Gisela grinste, das konnte ich ganz deutlich sehen. Peter grinste auch und machte sich noch etwas breiter auf dem Sofa, als habe er soeben einen Feind von seinem Lieblingsknochen verjagt.

Gisela fragte Annika, wohin sie denn fahren wolle.

Annika begann eine große Aufzählung von Klassenkameradinnen, die in Ägypten gewesen seien oder in Südamerika, in Kanada oder in Japan.

Peter empörte sich, er habe doch nicht im Lotto gewonnen, woraufhin Annika zurückzickte, andere Väter würden eben genügend verdienen, sodass die Familie auch mal ordentlich in den Urlaub fahren könnte. Peter erklärte böse, die anderen Väter hätten auch keine Kinder, die Nachmittage lang sämtliche Leitungen blockierten, während der Chef versuchte, sie zu erreichen, und da war Annika wenigstens kurzzeitig still.

Ich hoffte schon, dass dieser blöde Streit endlich ein Ende hatte. Ich mag überhaupt keinen Streit. Ich hatte versucht, mich unter Peter zu verkriechen, aber der saß ja auf dem Sofa, und so kuschelte ich mich unter seine Beine.

Peter sah Annika böse an. Annika sah Peter böse an. Simon sah alle böse an. Und Gisela erklärte, ganz abgesehen davon, dass Ägypten einfach zu teuer sei, hätten sie alle etwas Wichtiges vergessen.

Nun war ich ja mal gespannt, was das Wichtige war, und auch die anderen schienen immerhin interessiert zu sein.

„Bello ”, sagte Gisela.

Ich schob vorsichtig meine Nase unter Peters Beinen hervor. Das bin ich, dachte ich und wedelte vorsichtig mit dem Schwanz.

„Ihr habt Bello vergessen”, meinte Gisela. „Weder kann Bello mit nach Ägypten fliegen, noch irgendwelche Steilwände hochklettern noch Bungee-Jumping machen. Wir brauchen einen Urlaubsort, wo auch Bello Urlaub machen kann.”

Natürlich hatte sie recht, das sah nicht nur ich ein, sondern die anderen auch.

Annika und Gisela warfen sich einen Blick zu. Das gibt es bei den beiden manchmal, so eine Art stumme Verständigung.

„Wie wäre es mit dem Meer?”, fragte Annika schließlich zögernd. „Am Meer kann man wandern und Sport machen, und Bello wäre dort auch gut aufgehoben.”

Gisela nickte. „Das scheint mir eine hervorragende Idee zu sein! Gut, Annika! Doch, das scheint mir wirklich ideal! Du, Peter, könntest den ganzen Tag wandern. Stell dir vor, vielleicht sogar im Watt! Und du, Simon, hättest genügend Sportgelegenheiten!”

Und so war es ganz plötzlich beschlossen: Wir würden ans Meer fahren.

Peter schmollte noch ein wenig vor sich hin. Vielleicht war er doch nicht so urlaubsreif, wie er gesagt hatte. Er erklärte jedenfalls, wenn die Damen schon entschieden hätten, dass man ans Meer fahre, dann sollten die auch einen Urlaub buchen. Einen geeigneten, günstigen Urlaub. In einer Ferienwohnung.

„Wir werden in ein Reisebüro gehen”, erklärte Gisela. „Annika und ich.”

Annika nickte. „Dann können wir bei der Gelegenheit schon mal ein bisschen für den Urlaub shoppen.”

Gisela nickte. Die Damen waren sich wieder einmal einig.

Was übrigens sympathisch bei den beiden ist, ist ihre Vorliebe dafür, mich immer mitzunehmen. Und so kam ich zu jenem denkwürdigen Shoppingtrip, mit beziehungsweise ohne Urlaubsbuchung.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Personal Novel Verlags